Von Siegfried May

Weg 1

Immer wieder stößt man auf das Wort Gesundheitskarate.
Es gibt darüber sehr viel Informationen, insbesondere natürlich beim Dachverband in Deutschland für Karate, dem Deutschen Karate Verband (DKV). Aber davon will ich nicht schreiben, denn nachlesen kann dies jeder selber für sich, wenn er möchte.

Ich möchte von meinem eigenen Gesundheitskarate berichten, obwohl ich persönlich mit diesem Begriff nichts in Verbindung gebracht habe, was annähernd meinem Verständnis vom Karate entspricht.

Angefangen hat alles Ende 1981, als mich mein großer Bruder, der in dieser Zeit Judo trainierte, mit ins Training nahm. Dort wurde Budo, also Judo, Karate und Aikido unterrichtet.
Da mir Judo zu hart erschien (obwohl Judo der „sanfte Weg“ heißt), habe ich mich als Fan von Chuck Norris schnell für das Karate entschieden. Zu jener Zeit gab es nicht die gleichen Möglichkeiten wie heute, für Kinder zu trainieren. Oft waren wir nur zu dritt im Kindertraining (inklusive Trainer, der Orangegurt war). Heute undenkbar. Aber damals war das so.
Somit wechselte ich relativ schnell zu den Erwachsenen ins Training, was aber für einen jugendlichen oft sehr hart und anstrengend war.
Dennoch, und vielleicht gerade deswegen hat sich mein Körper der Situation angepasst und in jungen Jahren viele Bewegungsabläufe verinnerlicht. Man sollte bedenken, dass die Kerninhalte damals Kihon (Grundschule), Kihon, Kihon, Kumite und Kata waren.
Genau in dieser Reihenfolge.

Leider hatte ich nach 8 Jahren Training (teilweise bis zu 6x pro Woche) im wahrsten Sinne des Wortes die Lust verloren und hörte mit dem Karate auf (heute weiß dass ich es nur unterbrochen habe, ziemlich genau 21 Jahre).

Im April 1997 stellte man bei mir einen Gehirntumor fest, der aus einer Gehirnblutung stammte. Die Ursache wurde leider nie ermittelt. Durch die über siebenstündige Operation trug ich eine temporäre komplette Halbseitenlähmung davon. Diese war zwar rückläufig, jedoch für einen Mann mit 27 Jahren trotzdem schwer zu verdauen. Es hat eine Woche nach der OP gedauert, bis ich meinen Zeigefinger wieder heben konnte. Eine Restparese in den Zehen bzw. Fußballen ist bis heute geblieben. Der Rest kam nach und nach zurück.

Nach Reha’s, Massagen, Manuellen Therapien habe ich es einige Jahre nach der OP wieder mit verschiedenen Kampfkünsten versucht. U. a. Jiu Jitsu, WT, Escrima.
Ich verlor aber schnell das Interesse daran, weil mein Körper auch nicht so wollte wie ich.
Heute weiß ich, dass es nicht mein Körper, sondern mein innerer Schweinehund war.

Durch glückliche Umstände habe ich dann 2011 wieder mit dem Karate begonnen. Es hat sehr lange gedauert, bis sich mein Körper wieder an die Bewegungen gewöhnt hat.
Da das Dojo aber mittlerweile eine andere Art von Karate praktizierte, als das was ich gesucht habe, entschloss ich mich zum Wechsel ins Taikikan nach Gosbach. Zuvor war ich schon häufiger Gast im Training und auf Lehrgängen. Dort wird genau das Karate praktiziert, dass ich gesucht habe.

Nun zurück zur Überschrift: Gesundheit und Karate.
Was hat das damit auf sich ?

Hier die Antwort.

Im Taikikan wird traditionelles Shotokan Karate gelehrt. Hart und effizient. Gleichzeitig wird aber auf jeden Schüler individuell eingegangen, damit jeder seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten erkennt, erweitert und festigt. Karate ohne die geistige Einstellung mit den entsprechenden körperlichen Übungen (bestimmte Wiederholungsraten) sind meiner Ansicht nach nicht zielführend.

Zu Beginn war das Training für mich sehr anstrengend, aber das kontinuierliche Training zeigte bei mir recht schnell erste Erfolge und trotz meines Alters beim Wiedereinstieg (Ü40) fühlte mich wieder am richtigen Platz.
Mittlerweile kann ich mit meiner ehemals gelähmten Körperseite wieder Übungen machen, die ich mir mit z. B. 35 Jahren nicht erträumt habe. (z. B. Augen schließen und auf einem Bein stehen). Das war noch vor kurzem unmöglich (aber nur in meinem Kopf).
Sicherlich war es von Vorteil, dass ich als Kind bereits mit dem Karate begonnen habe. Keine Frage.

Warum schreibe ich diesen Artikel?

Zum einen um auf diesem Wege Danke zu sagen. Danke an Sensei Fiore Tartaglia und allen Taikikaner, die mich so herzlich in Ihrer Mitte aufgenommen haben. Und zum anderen möchte ich Menschen motivieren, die vielleicht ein ähnliches Schicksal haben, nie aufzugeben, immer weiter zu machen. Auch wenn es nicht immer vorwärts geht. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Mann ist nie zu alt.

Auf geht’s in´s Taikikan – zur Schule des Körpers und der inneren Energie.

Oss
Siggi May

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